| Die gute Nachricht zuerst: Wir Sachsen bzw. wir Deutschen sind nicht allein. Nun die schlechte: Das, worin wir mit den meisten Ländern Europas die Gemeinsamkeit haben, ist die Identitätskrise des Lehrerberufs und dem damit einhergehenden Mangel an qualitativ gut ausgebildeten Lehrkräften.
Nach Vorstellung der Situation im sächsischen Bildungssektor bei der ETEN-Conference (European Teacher Education Network) in Rotterdam entstanden rege Diskussionen zu den Zuständen sowie deren Ursachen in anderen Ländern. Im Vereinigten Königreich z. B. erarbeiten sich Lehrer mehr unbezahlte Überstunden als Arbeitnehmer in anderen Berufen. Frankreich und Spanien kämpfen ähnlich wie Sachsen mit einem großen Mängel an Lehrkräften in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern. Selbst in Australien (kleiner Exkurs in die Südhalbkugel) suchen Absolventen der Lehramtsstudiengänge häufig zuerst nach anderen Berufsfeldern, bevor sie, mangels Einstiegsmöglichkeiten, doch den Dienst an einer Schule antreten. Als Gründe für den Lehrermangel wurden demographische Faktoren, Ausbildungsdauer, Arbeitszeit, Gehalt, unterschiedliche Klassengrößen, heterogene Lerngruppen, soziale Unterschiede und Lehrermobilität genannt.
Einigkeit unter den Teilnehmern des Arbeitskreises bestand darin, dass eine Absenkung der Qualitätsstandards in der Lehrerbildung keinen Lösungsansatz darstellt. Denn alle Kinder verdienen gut ausgebildete Lehrkräfte!
In Dänemark gibt es für Seiteneinsteiger daher die Möglichkeit der „Second Career“. Diese zweijährige Ausbildungsphase (Bedingung ist ein Hochschulabschluss) ist im Gegensatz zum „sächsischen Modell der Seiteneinsteigerqualifizierung“ dem Berufseinstieg vorgelagert und finanziell nur wenig unterstützt. In den Niederlanden setzt man auf intensive Zusammenarbeit mit den autonom agierenden Schulen sowie auf ein intensives Mentorenprogramm, welches den Einstieg und die Ausbildung von Seiteneinsteigern optimieren soll.
Die Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs, sowohl finanziell als auch in seiner gesellschaftlichen Wertschätzung, wurde von allen Beteiligten als entscheidendes Moment im Kampf gegen den Lehrermangel gesehen. Dass in Sachsen derzeit an genau diesen Stellschrauben gedreht werden soll, stimmt vorsichtig optimistisch. Ob tatsächlich auch mittelfristig die Identitätskrise des Lehrerberufs dadurch überwunden werden kann, bleibt abzuwarten.
Wir Sachsen und speziell auch der Sportlehrerverband bleiben dank solcher jährlich stattfindenden Veranstaltungen wie der ETEN-Conference zum Thema Lehrerbildung auch international in Kontakt und profitieren auch zukünftig von dem hier stattfindenden Austausch.