| Nun ist sie raus, die „Katze aus dem Sack“! Und das auch noch clever vor den Ferien platziert, um die zu erwartende Entrüstung abzufedern. Die heute vom Kultusministerium öffentlich verkündeten Stundentafelkürzungen zum Schuljahr 2019/2020 lassen unsere Befürchtungen wahr werden.
Nachdem die „Freie Presse“ am 2. März 2018 in ihrem Artikel „Sachsen will an den Schulstunden sparen“ von massiven Kürzungsplänen in den Fächern Sport, Musik und Kunst berichtete, wurde klar, dass mit einer Stundentafelreduzierung in diesen persönlichkeitsbildenden Fächern der aktuelle Bildungsnotstand aufgefangen werden soll. Gegen dieses offensichtliche Foulspiel richtete sich unsere unmittelbar darauf eröffnete Petition „Für eine bewegte Schulzukunft unserer Kinder und Jugendlichen“ am 6. März 2018. Die breite und direkte Ablehnung der singulären Kürzungspläne spiegelte sich in den fast 30.000 Unterstützern unserer Petition wieder. Das dies vom SMK auch noch als Entlastung der Schüler*innen „verkauft“ wurde, setzte einen intensiven gesellschaftlichen und schulpolitischen Diskurs in Gang.
Wir als Sportlehrerverband Sachsen mussten und wollten uns diesen Plänen stellen. So suchten wir von Anfang an einen kritischen, aber auch konstruktiven und sachorientierten Austausch mit verschiedensten bildungspolitischen Entscheidungsträgern, dem Landessportbund Sachsen, Eltern- und Schülervertretungen, Vereinen und Verbänden sowie bekannten Persönlichkeiten aus dem aktiven Sport.
Bei allen wurde die gesellschaftliche Notwendigkeit eines qualitativ fundierten Sportunterrichts an den Schulen betont. Kürzungen wurden hingegen auf breiter Ebene als kontraproduktiv, nicht nachhaltig und zeitgemäß abgelehnt. Der Höhepunkt dieses Diskurses war die Petitionsübergabe am 13. April 2018 im Sächsischen Landtag an den Landtagspräsidenten Dr. Matthias Rößler, bei welcher diese Grundhaltung parteiübergreifend bestätigt wurde. Leider ist auf parlamentarischer Ebene seither nichts passiert, sodass das Kultusministerium jetzt vollendete Tatsachen schaffen konnte.
Das vom Kultusminister Herrn Piwarz zum 15. Sportlehrertag 2018 gehaltene Grußwort zeigte zudem bereits, das politische Zwänge und die personelle Schulwirklichkeit keinen großen Spielraum für Korrekturen an den angedachten Kürzungsplänen aus Sichtweise des SMK zulassen würden. Dies bestätigte sich auch in dem einen Tag vor Verkündung erneut geführten Gespräch des Vorstandes des Sportlehrerverband Sachsens mit dem Kultusminister Herrn Piwarz und dem Abteilungsleiter Allgemein bildende Schulen Herrn Heinze, bei welchem uns der fertige Plan vorgelegt wurde. Echte Diskussionskultur sieht anders aus und ist eine politische Missachtung von fast 30.000 Unterstützern unseres Anliegens.
Auch wenn die nun dargestellte Stundentafelüberarbeitung, die auch weiterhin hauptsächlich als Entlastung der Schüler*innen dargestellt wird, nicht in allen Schulstufen mehr eine komplette Stundenkürzung von drei auf zwei Sportstunden vorsehen und nun auch vereinzelt andere Fächer in die Kürzungen einbezogen werden, bleibt es dennoch im Fach Sport bei einer überdurchschnittlichen Streichung von einer Wochenstunde in Klasse 4 der Grundschule, einer Wochenstunde in Klasse 7 der Oberschule und des Gymnasiums und je einer Wochenstunde in Klasse 8 bis 10 der Oberschule. Besonders der massive Einschnitt in der Oberschule zeugt von bildungspolitischer Kurzsichtigkeit, denn gerade das Fach Sport hat hier besonders eine soziale Ausgleichsfunktion. Zudem führt die als „Stärkung der Eigenverantwortung der Schulen“ formulierte Öffnung der Stundentafel in der Praxis eher zur Abwälzung der Verantwortung des Lehrermangels in die Schulen, die nun diesen Notstand vor Ort verwalten müssen. Außerdem bleiben wir dabei, die bildungspolitische Reihenfolge steht auf dem Kopf: „Erst die Stundentafelkürzung (Quantität) und dann die Lehrplanüberarbeitung (Qualität) anzugehen, ist der falsche Weg!“
Obwohl die Petition und damit auch unsere aktive Verbandsarbeit wenigstens einen vollständigen „Sichelschnitt“ von 13 angedachten Sportstundenkürzungen auf nun mehr 6 als „Kompromiss“ erreichen konnte, bleibt es bei einer überdurchschnittlichen Streichung im Fach Sport, was sowohl schulisch als auch gesellschaftlich eine Abwertung unseres Faches zu Folge hat.
Auch wenn uns in den Gesprächen die Abfederung dieser Kürzungen durch ein breites Ganztagesangebot in Aussicht gestellt wird, bleibt es in der schulpraktischen Wirklichkeit eine Einschränkung des motorischen Lernens unserer Schüler*innen mit nicht absehbaren Langzeitfolgen.
Dabei bleibt eine entscheidende Frage bisher unbeantwortet: „Wie soll dieses Ganztagesangebot quantitativ, qualitativ sowie personell ausgestaltet werden?“ Denn nach Aussage des SMK sind die freiwerdenden Lehrerstunden in erster Linie zur Absicherung der Unterrichtsversorgung (auch fachfremd) vorgesehen.
Natürlich bleiben wir für euch am Ball und haben daher das Angebot des SMK angenommen, in einer konstruktiven Arbeitsgruppe, bestehend aus SMK, Landessportbund Sachsen und Sportlehrerverband Sachsen, im zweiten Halbjahr 2018 unsere Fach- und Sachkenntnis aus der Schulpraxis einzubringen. Es wird sich zeigen, ob wir dadurch wenigstens ganz klare Kriterien für dieses ergänzende Bewegungsangebot vereinbaren und damit einen qualitätsorientierten Ausgleich den Kürzungen im Fach Sport entgegensetzen können.
Wir werden euch über den weiteren Fortgang unterrichten…
„Wir bleiben in Bewegung, bewegt euch mit!“ Denn eines ist klar: „Die Stellung unseres Faches hängt auch von der tagtäglichen Qualität in jeder einzelnen Sportstunde ab!“

1 Comment
Der unmittelbarere Zusammenhang zwischen Bewegung/ Motorik, Entwicklung und Lernen ist bereits vielfach nachgewiesen. Und wie bereits im Statement deutlich beschrieben, nimmt auch gerade an der Oberschule der Sport eine nicht zu unterschätzende soziale Komponente ein. Und trotzdem wird beschnitten.
Die ganze Misere, das ganze Handeln – das Alles ist an Verlogenheit nicht zu mehr überbieten!!!!!!