| Und immer wieder grüßt das Murmeltier… So sicher, wie auf den Winter der Frühling folgt, so sicher ist ebenfalls eine immer wieder aufkommende Debatte zum Thema Schule und Benotung. Die dabei geführte Diskussion wird meist nur an einzelnen oder speziellen Phänomenen geführt und orientiert sich nicht, wie eigentlich erforderlich, am generellen Kontext von Schule, Gesellschaft und Zukunft.
Und so scheint die vom Thüringer Kultusminister Holter Ende 2022 angestoßene Diskussion über eine Aussetzung der Benotung in den sogenannten „Talentfächern“ wieder mal den Anschein zu erwecken, dass hier mit „politischer Expertise“ die Schulwirklichkeit reflektiert wird.
Eine vorgeschaltete offene und ehrliche Analyse der Defizite im Bereich des Schulsports bleibt dabei meist aus und nicht selten bedarf es indirekter Schützenhilfe, um eine größere mediale Wahrnehmung zu erzeugen. So geschehen in unserem Nachbar-Bundesland Thüringen. Hier war der Sportärztebund der Anstoß-Geber und forderte eine Erhöhung der Bewegungszeit an den Schulen. Diesen Ball nahm der dortige Kultusminister Holter auf und schlussfolgerte daraus, dass die Notengebung im Sportunterricht „verzichtbar“ wäre, da „Sport ja vor allem Spaß machen solle“.
Wenn dies die erstgenannte Sinnperspektive und Zielebene des einzigen Faches sein soll, das sich des motorischen Lernens annimmt und damit die Persönlichkeitsentwicklung durch vielschichtige Bewegungskompetenzen und -erfahrungen fördert, dann zeugt diese Aussage eher von der bekannten politischen Verantwortungsdiffusion. Ähnliche Äußerungen ließen sich auch unserem sächsischen Kultusminister, Christian Piwarz, in einem Radiobeitrag in jüngster Vergangenheit entlocken.
Die tagtägliche „Notenrally“ an unseren Schulen zeigt jedoch vielmehr das Gegenteil. Eine unsichere Gesellschaft ohne klare Orientierung sucht händeringend nach vorhandenen Normierungen, an denen man sich festklammern kann. Da hilft die alte Notentüte, um sich einzuordnen.
Doch warum hört man dabei nie die Forderung nach Abschaffung der Noten in Mathe, Physik oder Chemie – denn diese Fächer sollte doch hoffentlich auch Spaß machen – oder etwa nicht?
Der Sportlehrerverband Sachsen bleibt dabei: Zukunft gestaltet sich nur aus einer ehrlichen Analyse heraus, in dem man „zwischen Tradition und Moderne“ immer wieder am Kern der Sache bleibt – der Zukunftsorientierung unserer Kinder und Jugendlichen.
Und weiterhin gehören für uns zum Grundgerüst eines modernen Sportunterrichts Begriffe wie Leistung, Anstrengungsbereitschaft, Einordnungs- und Reflexionsfähigkeit. Es versteht sich von selbst, dass eine transparente und pädagogisch abgewogene Notengebung dazugehört – aber dann auch in allen Schulfächern!
Der Vorstand des Thüringer Sportlehrerverbandes hat aus unserer Sichtweise hierzu eine klare Positionierung abgegeben, der wir uns als Vorstand des Sportlehrerverbandes Sachsen gern anschließen:
Link zur Vorstandserklärung des DSLV Landesverband Thüringen
Das dieses Thema auch bundesweit mediale Beachtung gefunden hat, zeigt diese interessante Radio-Sendung des Deutschlandfunk mit dem Titel:
Weitsprung, Singen, Bilder malen – Talent benoten, oder nicht?
Einen interessanten und aktuellen Einblick zur Schulsportwirklichkeit gewährt dieser Beitrag aus der Sportschau unter dem Schlagwort:
Sport als Mängelverwaltung
Euer Sportlehrerverband