Beunruhigende Ergebnisse fördert die aktuelle Umfrage der DKV (Deutsche Krankenversicherung AG) und der Sporthochschule Köln unter der wissenschaftlichen Leitung von Ingo Froböse über das Gesundheits- und Bewegungsverhalten der Deutschen zu Tage, welche im Zeitraum vom 13. Februar bis zum 16. März 2023 bundesweit insgesamt 2.800 Menschen im Rahmen eines leitfaden- und computergestützten Telefoninterviews repräsentativ zu ihren Lebensgewohnheiten befragte.
Wir Deutschen bleiben zu lange sitzen, bewegen uns immer weniger und erreichen immer häufiger die empfohlen Bewegungszeiten von der WHO nicht mehr, mit gravierenden Folgen für die Gesundheit und Psyche. Überraschung? Leider nein!
Die Ergebnisse der bereits zum siebten Mal durchgeführten repräsentativen Umfrage zeigen dies sehr eindrücklich: Die Deutschen sitzen durchschnittlich 9,2 Stunden am Tag und damit noch einmal eine halbe Stunde mehr als während der Pandemie (Vgl. 2021: 8,7 Stunden). Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar mehr als 10 Stunden, womit eine ganze Generation droht „sitzen zu bleiben“ und nicht „in den nächsten besseren Gesundheitszustand versetzt zu werden“.
So schafft es nicht einmal mehr jede/r Fünfte, die Kriterien eines gesunden Lebenswandels zu erfüllen. Aus den Ergebnissen der Umfrage geht u.a. hervor, dass im Durchschnitt nicht einmal mehr 17 Prozent in den fünf Lebensbereichen: körperliche Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkohol und Stressempfinden einen rundum gesunden Lebensstil erreichen. Nur 17 Prozent (!) bewegen sie sich demnach ausreichend, ernähren sich ausgewogen, verzichten auf Nikotin und Alkohol und können mit ihrem Stressaufkommen gut umgehen. Während der Pandemie (Vgl. 2021) waren es zwar sogar noch weniger (11 Prozent). Dennoch bleibt das Niveau mit 17 Prozent extrem niedrig, denn demgegenüber stehen über 83 Prozent, welche es nicht mehr schaffen, ein rundum gesundes Leben zu führen – mit persönlichen gesundheitlichen, aber auch gesamtgesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen. Im Vergleich zwischen Frauen und Männern ergibt sich ein Ergebnis von 20 zu 14 Prozent, womit die Männer sogar noch schlechter abschließen.
Clemens Muth (Vorstandsvorsitzender der DKV) fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen: „Die Ergebnisse des DKV-Reports zeigen deutlich: Die Deutschen lassen ihre Gesundheit sitzen. Nicht einmal jeder fünfte Deutsche erfüllt die Kriterien für ein gesundes Leben. Als Krankenversicherer sehen wir, welche Folgen ein ungesunder Lebensstil hat“ und ergänzt: „Regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und ausreichend Regeneration sind neben Nichtrauchen und sozialen Kontakten, die besten Zutaten für ein gesundes Leben.“
Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln, fügt hinzu: „Eine Verminderung der täglichen Sitzzeiten durch Bewegung reduziert das Sterberisiko erheblich“ und appelliert: „Lass Deine Gesundheit nicht sitzen!“
Auch bei dem Aspekt Umgang mit Stress verfehlt mehr als jeder Zweite das Ziel, gesund mit Stress umzugehen. Vor allem fehlende Kompensationsmöglichkeiten, z.B. durch sportliche Aktivitäten werden hierbei als Ursachen angeführt. Besonders Menschen zwischen 30 bis 45 Jahren kristallisiert die Umfrage hier als besonders betroffen heraus.
Im Ergebnis führt dies dann wohl auch zu dem ebenso alarmierenden Ergebnis, dass 25 Prozent der Befragten ein kritisches psychisches Wohlbefinden aufweisen und damit die Gefahr der weiteren Zunahme von Erkrankungen wie Depressionen und anderen psychischen Leiden verschärft. Auch hier wird als Gegenmaßnahme sowie Prävention nachdrücklich darauf hingewiesen, dass der Weg hin zu mehr Wohlbefinden durch regelmäßige Bewegung erreicht werden kann und ein direkter Zusammenhang zwischen subjektivem Wohlbefinden und ausreichend Bewegung besteht. Nach dem Motto: „Wer sich wohl fühlt, bewegt sich mehr; wer sich bewegt, fühlt sich wohler.“
Diese aktuellen Ergebnisse, die sich im Detail im DKV-Report 2023 nachlesen lassen, verdeutlichen die Notwendigkeit für ganzheitliche Präventionsstrategien. Ingo Froböse warnt eindringlich: „Ohne vollumfassende, koordinierte Maßnahmen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft steuern wir geradewegs auf eine gesundheits- und sozial-ökonomische Krise zu“ und fordert, dass: „Bewegung (...) wieder zu einer ganz alltäglichen Routine werden und Sport – in all seiner Vielfältigkeit – wieder einen Platz im Zentrum der Gesellschaft einnehmen (muss).“
Einen entscheidenden Beitrag hierfür kann und muss aus unserer Sicht auch der Sportunterricht, als die einzige verpflichtende Bewegungszeit unserer Kinder- und Jugendlichen leisten, mit dem Ziel, auf ein lebenslanges gesundes Sporttreiben vorzubereiten und damit unseren Kindern und Jugendlichen das Rüstzeug mitzugeben, auch über die Schulzeit hinaus ein rund um gesundes Leben zu führen.
Dafür muss aus unserer Sicht die Bedeutung des Sportunterrichts wieder viel stärker in den Fokus politischer Entscheidungsträger rücken, die in Sachsen u.a. durch die Rückkehr zur flächendeckenden und durchgängigen dritten Sportstunde ein klares Zeichen pro Gesundheit und Schulsport sowie Prävention setzen könnten, nachdem mittlerweile allen klar seien müsste, dass die Kürzungen in der Stundentafel 2019 – um unsere Kinder und Jugendlichen damit vermeintlich zu entlasten – eine Fehlentscheidung contra Prävention, Gesundheit und der Vorbereitung für ein lebenslanges Sporttreiben und einen gesunden Lebenswandel war.
Wenn dies gelingt und gar eine tägliche Bewegungszeit in der Schule über den Sportunterricht und ergänzende Angebote implementiert wird, kann es gelingen, den negativen Trend des aktuellen DKV-Reports 2023 umzukehren.
Bleibt bewegt.
Euer Sportlehrerverband Sachsen