| Nicht nur als Abwechslung im Alltag, auch zur sportlichen Betätigung und zum Zeitvertreib mit guten Freunden ist der Vereinssport perfekt. Aber was passiert, wenn dieser ganz plötzlich nicht mehr stattfinden kann? Mit diesem Thema habe ich mich in meiner Facharbeit beschäftigt, da ich es sowohl durch die Aktualität als auch durch die gesellschaftliche Relevanz sehr spannend fand. Ich habe mir die Frage gestellt, welche Auswirkungen fehlender Vereinssport während der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen hatte. Dabei habe ich Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5-12 befragt, um ihre persönlichen Erfahrungen und Probleme während dieser Zeit näher beleuchten zu können.
Um die Folgen näher einzugrenzen und herauszufinden, wie sich der Alltag der Jugendlichen ohne ihren Vereinssport verändert hat, habe ich eine Umfrage erstellt und diese mit Hilfe meines Betreuers an Schülerinnen und Schüler unserer Schule verschickt. Von den Teilnehmenden waren etwa zwei Drittel weiblich und ein Drittel männlich. Insgesamt nahmen innerhalb einer Woche 146 Personen teil die angaben, vor der Pandemie Sport in einem Verein betrieben zu haben. Fast alle hatten laut Umfrageergebnissen während der Lockdowns Sehnsucht nach dem üblichen Präsenzbetrieb.
Besonders wichtig für die Beantwortung meiner Frage war dabei die folgende Statistik:
Die Befragten waren dabei angehalten, die Frage nach der Stärke ihrer Betroffenheit zu beantworten. Es zeigt sich also deutlich, dass der Zeitraum für einen großen Teil eine mäßig bis starke Belastung darstellte.
Um diese große Anzahl erklären zu können, wurden alle Teilnehmenden anschließend nach mehreren anderen psychischen Folgen befragt, die mögliche Gründe darstellen könnten.
Häufigkeit einzelner psychischer Auswirkungen
Die Jugendlichen wurden in der Umfrage nach konkreten Problemen gefragt. Dazu zählte unter anderem der Rückgang der Konzentrationsfähigkeit, aber auch ein Anstieg der Reizbarkeit und das Gefühl von Einsamkeit. In allen drei Fällen lässt sich anhand der Ergebnisse eindeutig erkennen, welche fatalen Folgen der nicht stattfindende Vereinssport mit sich brachte. Mit jeweils etwa drei Viertel gab in jedem Fall eine ähnliche Anzahl an, sie hätten etwas, oder sogar sehr unter der jeweiligen Auswirkung gelitten. Dabei ließ sich außerdem ein überraschend großer Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Befragten feststellen.
Am Beispiel der Frage nach dem Gefühl der Einsamkeit lassen sich die Differenzen besonders gut erkennen. Die folgende Statistik zeigt die Ergebnisse der Frage nach angegebenem Geschlecht.
Diese Tendenz lässt sich im Verlauf der Umfrage immer wieder erkennen. Unter anderem auch bei den eigenen Antworten befragter Schülerinnen und Schüler auf die Frage, ob sie weitere Veränderungen in der psychischen Gesundheit feststellen konnten.
Weitere Probleme in der Zeit des fehlenden Vereinssports
Zum Ende der Umfrage bestand für Befragte die Möglichkeit, eigene, noch nicht thematisierte Konsequenzen anzugeben. Bei Schülerinnen stand dabei an erster Stelle eine deutliche Verschlechterung des Selbstbildes durch sowohl fehlenden Sport, aber auch durch den wahrgenommenen Rückgang in der Anzahl der sozialen Kontakte. Weitere Aspekte waren das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung durch ständiges Alleinsein. Bei anderen Befragten zeigten sich sogar bereits Symptome einer Depression oder Anfänge der Krankheit selbst.
Ersatzangebote zu Zeiten des Lockdowns
Anhand vieler Antworten wurde deutlich, dass sich bereits ein großer Teil der Vereine um andere Möglichkeiten bemühte, das Training von zu Hause durchzuführen. Das wurde zwar, wie auch andere sportliche Alternativen, relativ häufig von den Jugendlichen durchgeführt, stieß aber nicht immer auf große Begeisterung. Es mangelte ihnen vor allem an der Vielseitigkeit, aber auch an der Motivation. Besonders das Fehlen von Mitspielern und des direkten Konkurrenzkampfes machte einer großen Menge zu schaffen. Durch bessere Kommunikation zwischen dem Verein und den Mitgliedern könnte sich das, falls nötig, noch verbessern.
Die Zeit nach dem Lockdown
Trotz der Möglichkeit, nach dem Ende des Lockdowns wieder zum Vereinssport zurückzukehren, entschied sich fast ein Fünftel nach dieser Zeit ihren Sport komplett aufzugeben. Da aber auch die Hälfte der Befragten die Ersatzsportarten wie z.B. das Joggen oder anderen Einzelsport nach dem Lockdown weiterhin betrieben hat, lässt sich annehmen, dass dies im Zusammenhang zur hohen Quote der Vereinsaussteiger steht.
Positiv ist jedoch, dass fast 70% angaben, sie hätten sich im Bezug auf ihr psychisches Wohlbefinden wieder besser gefühlt, besonders durch die wieder mögliche Abwechslung zum stressigen Schulalltag und mehr Bewegung im sozialen Umfeld.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich eindeutig erkennen, dass es kaum möglich ist, einen adäquaten Ersatz für Präsenztraining im Vereinssport zu finden. Die fehlende soziale Komponente hat in jedem Fall für starke Veränderungen in der allgemeinen psychischen Gesundheit Jugendlicher gesorgt. Wenig überraschend traten alle vorher vermuteten negativen Auswirkungen in großen Mengen auf. Bezieht man das wiederum auf den normalen Betrieb im Vereinssport, zeigen sich dessen enorme Vorteile. Besonders die psychosoziale Komponente ist in jeder Art von Einzelsport nicht gegeben, trägt jedoch neben dem körperlichen Nutzen zu einem glücklicheren und gesünderen Lebensstil bei.
Auch wenn sich nicht alle entschieden haben wieder zum Vereinssport zurückzukehren, lässt sich doch hoffen, dass alle am Ende eine für sie optimale Aktivität gefunden haben.
Unter der Rubik “Sportjugend forscht” veröffentlicht der Sportlehrerverband Sachsen Beiträge von Schüler/innen und Student/innen aus dem Themebereich Schulsport und Sportunterricht.
Der vorliegende Artikel ist Rahmen einer wissentschaftlichen Facharbeit des Jahrganges 11 im Schuljahr 2021/22 entstanden.